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Scout Mitchel's Lebensabschnitte

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Beitrag  Gast Di 14 Feb - 17:22

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Ich hielt die kleine schwarze Schatulle fest in der Hand, als ob ich sie zerquetschen wollte. Es war die Nervosität, die mir das Gefühl gab ein blutiger Anfänger im Umgang mit anderen Menschen zu sein. Vermutlich war ich das sogar. Mitchel stand eigentlich für eine Person die keine Angst hatte vor anderen. Doch dort war jemand vor dem ich mich fürchtete. Nicht weil ich sie hasste, sondern weil ich sie liebte. Liebe konnte verletzen. Zögerlich trat ich näher an die Tür, die mich von Carly trennen würde. Was war Carly für mich? Ich war mir bei ihr nie sicher, ob wir jetzt zusammen waren oder uns demnächst an die Gurgel gingen. Sie verunsicherte mich immer wieder aufs Neue. Trotzdem liebte ich ihre Art und Weise wie sie sauer drein blickte. Es gab ihr etwas Niedliches. Wenn ich ihr das sagen würde, wäre ich sicher tot. Vorsichtig hob ich meine Hand und stieß sie an die Tür. Es dauerte gar nicht so lange und Schritte nährten sich rasch. Als die Tür aufging blickte ich ihr entgegen und lächelte leicht. Sie schien erholte als die letzten Tage zu sein, mal abgesehen davon das ihr rundlich wirkender Bauch endlich weg war. Scout und Sky. Unsere Kinder. Die Geburt war wirklich gruselig. Zumal ich etwas zu spät kam. Wir hatten eine wichtige Patrouille und mitten auf dem Einsatz sagte man mir das Carly die Kinder bekommen würde. Zuerst wollte ich die Leute abwimmeln und sagen ich wäre beschäftigt. So eine Geburt ist nicht schön. Warum sollte ich ihr beim Schreien und Pressen zu sehen wollen? Mal abgesehen von der Menge Blut.
Ich entschloss mich tatsächlich im selben Moment ihr jedoch Unterstützung zu leisten. Typischerweise nahm sie es mir ziemlich übel, dass ich zu spät kam. Sie hatte mich beschimpft und mir an den Kopf geklatscht was für ein Idiot ich bin. Aber das war eigentlich ganz akzeptabel. Ein Idiot zu sein ist eigentlich gar nicht so schlimm. Und selbst aus ihrem Mund klang, dass Idiot manchmal sogar liebevoll.
„Scout?“, ertönte die Stimme von Carly und riss mich aus meinen Gedanken. Ich stand einfach da und starrte sie an. Fehlten mir gerade die Worte etwa? „Du siehst erholter aus“, stellte ich fest und versuchte zu Lächeln. Ob sie wusste was ich vor hatte? Würde sie mir den Ring ins Gesicht zurückwerfen? Vielleicht. Sie hatte ein unglaubliches Temperament. „Du bist hier um mir zu sagen das ich erholter aussehe?“, fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nein, ich hatte gerade Dienstschluss“, antwortete ich und öffnete den Mund für eine weitere Erklärung die um den heißen Brei reden würde. „Und du klopfst an die Tür. Sonst kommst du doch immer rein?“ Auf Carly’s Stirn zeigte sich eine Stirn Falte. Ich wirkte irgendwie ertappt und lächelte etwas nervös. Die Schatulle lag so schwer in meiner Hosentasche, dass ich das Gefühl hatte die Hose verlieren zu können. „Ich..“, fing ich gerade an, als ein Schrei über den Gang hallte. „Sie sind hier!“, brüllte Wilkon. Ein wirklich guter Viking. Er war der Stellvertretende Kommandant. Wenn es Probleme gab, konnte man sich mit allem an ihn wenden.
Ich wusste sofort was „Sie“ bedeutete. Die letzten Tage hatten wir deutlich Probleme mit Allianzern in unserem Bereich. Schüsse schallten in demselben Augenblick, wo mir bewusst wurde, dass wir hier weg mussten, durch den Gang. Carly hatte sich leicht vorgebeugt und blickte zu Wilkon rüber, der plötzlich verschwand. Vermutlich würde er zur Waffenkammer gehen. Ich starrte meine kleine an und runzelte dann die Stirn. „Bleib bei den Kindern, Carly“, raunte ich ihr etwas rau zu. „Ich besorg Waffen.“

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In meinen Kopf hängen noch heute die Bilder des Angriffes auf den Viking Posten. Ich weiß nicht wie das alles passieren konnte und woher sie wussten was wir dort machten. Damals war ich nur darauf bedacht gewesen meine Familie zu retten. Ich hatte meinen Posten als Sicherheitsoffizier verlassen um Carly und die Kinder zu beschützen. Das war wahrscheinlich meine Rettung, denn die Position der anderen wurde von einer Explosion zerrissen. Sie tötete fast alle die mir in den letzten Jahren vielleicht etwas bedeutet hatten. Auf dem Weg zurück zu Carly stieß ich auf Kim. Ich kannte den Jungen. Er war etwas verrückt und die meisten machten einen großen Bogen um ihn. Als ich an ihm vorbei kam, wirkte er etwas verloren. Ich nahm ihn einfach mit. Ohne etwas zu sagen, packte ich seinen Arm und zog ihn mit.
Meine Augen öffneten sich und ich musterte für einen Moment die dunkle Decke über mir. Die Schatulle ist im Übrigen noch immer in meiner Tasche. Carly hat sie nie zu Gesicht bekommen, weil ich mich nicht mehr traute ihr den Antrag zu machen. Selbst als wir mal das Thema angeschnitten hatten. Es mag Feige sein, aber ich bin auch nicht bekannt dafür gute soziale Kompetenzen zu haben. Als ich den Kopf drehte, erkannte ich sie auf der anderen Seite des Feuers. Wie so oft las sie den Kindern aus einem kleinen Buch vor. Eigentlich das einzige was wir hatten, aber sie liebten es. Sie liebte es. Als ich den Kids mal die Geschichte vorgelesen hatte, war ich eingeschlafen. Es könnte damit zusammen hängen, dass ich ziemlich müde war oder das mich Kindergeschichten allgemein sehr träge stimmten. Die Welt von Kindern ist immer so verdammt Bunt. Dabei ist unsere derzeitige Situation schwarz und weiß. Etwas kühles berührte meinen brummenden Kopf. Ein kurzes entspanntes Seufzen drang aus meinen Mund und ich ließ den Blick zu dem Mann wandern der an meiner Seite saß. Auf seinem Schoss ruhte ein Buch, dass er eben gelesen hatte. „Sie sind wach“, stellte er lächelnd fest. Er schien wirklich scharfsinnig zu sein. Meine Finger tasteten über die Seite um zu sehen was mit meiner Verletzung war. Doch die Hand des Mannes verhinderte das in dem er sie neben meinen Körper drückte. „Fummeln Sie nicht daran rum“, brummte er und lächelte dann erneut sein Tierarztlächeln. Ob er Tieren auch so zu lächelte? Ich fühlte mich ein wenig wie ein Schwein auf der Schlachtbank. Oder ein Gottesanbeter Männchen. Soweit ich weiß werden die Tiere nach dem Geschlechtsakt von ihrer Frau getötet. Bei den Gedanken warf ich einen Blick rüber zu Carly, die noch immer leise Worte formte. Es hätte etwas, aber nur wenn es wirklich Sex gewesen wäre, weswegen sie auf mich geschossen hatte. „Sie hat mir erzählt wie es passiert ist“, erklärte der Mann, wodurch ich gezwungen war wieder zu ihm zu sehen. Offensichtlich beobachtete der Kerl mich. „Ja? Hat sie es? Wahrscheinlich war ich mehr daran Schuld als sie.“ Der Tierarzt schüttelte den Kopf. „Nein, eigentlich sagte sie das sie Schuld wäre.“ Mein Gesichtsausdruck verriet Skepsis. Ehrlich gesagt hätte ich mir in diesem Augenblick sogar selbst die Schuld in die Schuhe geschoben. Obwohl es keinen Grund dafür gab. Die Interpretation das ich einer Frau einfach so an den Hintern fasste, war absurd. Das hätte sich gar nicht gelohnt. Er war nicht mal attraktiv genug. Taschendiebstahl war nun mal nicht mein Ding. Und die Sache mit den 7 Jahren. Ich weiß noch nicht Mal wann die Kinder Geburtstag haben, wenn ich mir das Datum nicht in den Arm gebrannt hätte. Aber ich kann mir ja auch nicht alles da rein brennen oder? Den Geburtstag von Carly oder unseren Jahrestag. Müdigkeit erfasste meinen Geist und ich blinzelte kurz leicht. „Schlafen Sie ruhig. Sie brauchen es.“ Ich wandte meinen Kopf um und starrte in die Richtung von meiner Frau. Sie hatte kurz den Blick gehoben und wirkte tatsächlich besorgt als sie mich musterte. Doch es könnte auch Schadenfreude sein. In dem Augenblick war ich mir nicht so sicher. Ich gab meinen müden Körper die Möglichkeit zu schlafen.

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Beitrag  Gast So 19 Feb - 3:05

Schweiß stand auf meiner Stirn als ich die Augen aufschlug und in das elende Halbdunkle sah. Der Gestank der Kanalisation trat in meine Nase und brachte ein merkwürdiges flaues Gefühl in meinen Magen. Es brauchte einige Zeit bevor ich begriff wo ich eigentlich mich befand. Die Vikinguntergrundgruppe. Im Moment bereute ich es hier unten zu sein, obwohl mir bewusst war, dass wir nichts anderes hätten tun können. Etwas berührte meine Stirn und ließ mich kurz ein wenig zusammen zucken. Nicht, weil es schmerzte, sondern weil es sich ungewohnt anfühlte. „Schon gut“, beschwichtigte der Tierarzt mich und lächelte warm. Das Lächeln beängstigte mich, es zeigte mir sehr deutlich das etwas nicht stimmte, obwohl ich wirklich schlechte Menschenkenntnisse hatte. „Stimmt etwas nicht?“, flüsterte meine bebende Stimme fragend. Ich wandte meinen Kopf um und versuchte zu erkennen wo Kim und Carly war. Tatsächlich entdeckte ich Kim an einer Wand gelehnt, während er sein Fuß nach oben gelagert hatte. Er wirkte verunsichert. Was war mit ihm passiert? Die letzten Tage habe ich nicht sonderlich viel mit anderen gesprochen. Auch mit Carly kam es nicht wirklich zu einem Gespräch, weil sie noch immer sauer auf mich war. „Warum sollte etwas nicht stimmen?“, fragte er Mann und legte das kühle Tuch über meine heiße Stirn. Ich fühlte mich wie ausgekotzt. Nein, noch schlimmer – wie damals als ich krank wurde und irgendjemand mir versucht hatte weiß zu machen das es der Blinddarm ist. Zum Glück konnte man ihn davon abhalten mich aufzuschneiden.
„Ich fühle mich beschissen… und sie schauen komisch. Wo ist Carly?“, setzte ich alles in einen Satz um mich so kurz wie möglich zu halten. Das Sprechen strengte mich irgendwie an. Meine Finger fuhren über meinen Körper und suchten kurz die Verletzung an der Seite, die ich behutsam anfasste. Ein dicker Verband war drum gewickelt, trotzdem glaubte ich zu spüren wie die Wunde juckte. „Ihre Frau? Sie ist mit zwei anderen unterwegs und besorgt Medizin.“ Die Antwort erfreute mich nur sehr bedingt. Nein, sogar noch weniger. Ich hatte plötzlich Angst ihr könnte etwas passieren. „Wie lange sind sie schon weg?“, murmelte ich und spürte wie der Mann meine Hand wieder neben meinen Körper drückte. „Erst ein paar Stunden. Machen Sie sich keine Sorgen und bleiben Sie einfach hier liegen.“
Ich schüttelte den Kopf, konnte aber auch ehrlich gesagt mich nicht dazu bewegen aufzustehen. „Für wen besorgen sie Medizin? Kim sieht ziemlich schlecht aus“, entgegnete Scout und wandte sein Gesicht dem netten Tierarzt zu. Er lächelte wieder merkwürdig und legte seine Hand auf meine Schulter. War das gerade eine beschwichtigende Geste? Möglicherweise konnte es aber auch ein ermutigendes Tätscheln sein. Ich fand es ehrlich gesagt etwas schwul. Vielleicht war der Kerl schwul. Innerlich sträubte ich mich jedoch daran zu glauben, weil ich immer Probleme hatte damit.
„Für Sie. Ihre Verletzung hat sich entzündet und sie haben Fieber. Noch ist aber alles okay. Wir reinigen regelmäßig die Wunde und sobald sie die Medizin besorgt haben, entferne ich das entzündete Gewebe.“
Ich fühlte mich nach seinen Worten noch viel schlechter und es erinnerte mich an damals. Es war die Zeit in der ich mit Carly gerade ein paar Monate mehr zusammen war. Vielleicht war es aber auch schon ein Jahr. Irgendwie war ich nie der Typ der die Tage abzählte in der ich mit einer Frau meine Zeit verbrachte. Warum auch? Die meisten Beziehungen von mir hielten vielleicht zwei oder drei Monate. Das Carly noch solange bei mir war – oder war ich bei ihr? Das würde ich später noch einmal überdenken. Auf jeden Fall rannten die meisten Frauen vor mir weg. Ich glaube deswegen liebte ich sie so sehr.
Carly hatte am diesen Abend ein merkwürdiges nachdenkliches Gesicht aufgesetzt und wirkte angespannt. Es war mir zuerst nicht aufgefallen, aber als sie sehr viel schwieg, hoffte ich das sie nicht ihre Tage hatte. Manche Frauen wurden da wirklich biestig.
Ich fragte sie ob alles okay ist und sie musterte mich nur mit einem merkwürdigen Blick. Ein Blick der alles heißen konnte (außer Freude). In ihren Augen zeichnete sich Wut, Trauer, Schmerz und Angst ab. Dann kam es wie ein Schlag in die Magengrube. Sie war Schwanger. Ich wusste nicht wie es passieren konnte und hinterfragte das Ganze. Was ja wohl mein recht ist? Das aber eine blöde Antwort kam hatte ich erwartet. Die Worte klingen mir noch im Ohr. „Das mit den Blümchen und Bienchen muss ich dir jetzt nicht noch erklären?“ Ihre Stimme klang etwas gereizt, wodurch ich erst einmal mein Mund hielt.
Aber die Nachricht von dem Tierarzt schien mich gerade gleich zu stimmen. Gefangen zwischen Angst und Gleichgültigkeit. „Wo sind meine Kinder?“, hörte ich mich selbst sagen. Ich hatte nicht einmal darüber nachgedacht. „Sie sind bei ihrem Freak.“ Erneut sah ich rüber zu Kim und erkannte erst jetzt das neben ihn die zwei Kids saßen. Manchmal glaubte ich wirklich das er ihr großer, verrückter Bruder wurde. Langsam aber sicher empfand ich für ihn ein gewisses Verantwortungsbewusstsein. Eine Kugel die ihn treffen würde, wäre ich zumindest bereit abzufangen. „Er ist kein Freak. Sein Name ist Kim… und er gehört zu meiner Familie“, knurrte ich und starrte wütend den Tierarzt an. Er hob jedoch beschwichtigend die Hände. „So? Was ist er denn?“ Natürlich kam diese Frage. „Sollte sie nichts angehen. Aber vielleicht reicht es wenn ich sage, meinen Söhnen kommt niemand zu nahe.“


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Beitrag  Gast Di 21 Feb - 6:19

Die folgende Nacht war grausam. Das Fieber machte mir Kopfschmerzen und immer wenn ich die Augen schloss drehte es sich hinter meinen Lidern. Der Tierarzt blieb die ganze Zeit an meiner Seite. Es war wirklich nicht die beste Gesellschaft, aber es gab weit aus schlimmere. In dem Augenblick wünschte ich mir jedoch das Carly hier wäre. Nicht weil sie mich wahrscheinlich ärgerlich angesehen hätte um mir unterstellen das ich es mit Absicht mache krank zu sein, sondern weil sie auch eine andere Seite hatte. Eine die sehr liebevoll war. Jene die ich an ihr schätzen lernte.
Das kühle Tuch berührte meine Stirn und ließ mich erleichtert auf Stöhnen. Es wurde immer wärmer und stickiger in dem Raum, oder täuschte ich mich? Eigentlich war mein Körper ziemlich erschöpft, aber ich konnte einfach nicht schlafen. Sei es das meine Gedanken immer wieder um die Gegenwart kreisten oder die Wunde die juckte und weh tat. Es machte mich halb verrückt.
Als ich zum zischten Mal die Augen schloss, schien mein Körper endlich in eine merkwürdige Dunkelheit abzudriften. In der träumte ich. Es war verwirrend und erfüllte von alten Erinnerungen. Es war das Date. Wohl das erste oder zweite was wir hatten. Wir saßen nebeneinander – ich glaube es war die Kantine – und mein letzter Satz hatte die Stimmung der zwei Stunden gekillt. Wir schwiegen uns nur noch an, während ich immer wieder dachte was für ein mieser Idiot ich war. Im Zuge meines eignen Leides, sah ich verlegen irgendwo anders hin und beobachtete die Menschen in unserer Umgebung. Dabei war es kaum zu verkennen das meine Augen auf der Krankenstationsärztin hingen. Lange Beine, blonde Haare, blaue Augen ein Mund der einfach zum Küssen da war. Carly war es nicht entgangen wie ich der Frau nach blickte und die Verärgerung darüber machte sie Luft. Ein stechender Schmerz in meinen linken Bein, riss mich aus meinen Gedanken und warf die Aufmerksamkeit zurück auf Carly, die inzwischen aufgestanden war. Es schwang Verärgerung in ihrer Stimme mit. „Ich habe dir gerade ein Date mit ihr besorgt“, raunte sie mir zu und ließ mich einfach dort sitzen. Obwohl es eigentlich gar nicht so einfach war. Sie hatte mir die Gabel von dem Salat ins Bein gerammt. Wirklich nett von ihr das sie das Messer nicht genommen hatte. Es war weitaus weniger schmerzhaft gewesen. Trotzdem starrte ich völlig perplex nach unten.
Etwas berührte mein Gesicht und holte mich in die Wirklichkeit zurück. Als ich meine Augen öffnete und verschwommen das Bild von jener Frau die ich liebte zusammensetzte, lächelte ich müde. „Ich war nie bei ihr gewesen“, flüsterte ich ihr zu, wodurch sie verwirrt dreinblickte. „Für ein Date.“
Sie warf einen Blick zum Tierarzt, der beschwichtigend eine Hand an meine Schulter legte, weil er glaubte ich wäre verrückt. „Schon gut Mitchel.“
„Ich war nie bei wem anderes gewesen als bei dir“, murmelte ich weiter und suchte mit meinen zitternden Fingern die Hand von ihr. Ich wollte sie spüren, sie drücken, sie bei mir haben. Obwohl ich im Nachhinein zugeben muss, dass ich so etwas niemals in einer normalen Situation gesagt hätte. Fieber verwirrte ziemlich. Ihre kühlen Fingern berührten meine und umschlossen sie fest. „Ihm wird es bald besser gehen. Wenn es das richtige Mittel ist.“
Der Tierarzt hatte irgendetwas in den Hände und drehte es etwas im Licht um das Etikett zu mustern. „Es ist das richtige“, knurrte Swagger und verengte die Augen. Sie wirkte im Schein des dumpfen Lichtes müde.
„Ich hatte eigentlich ein anderes genannt“, entgegen der Mann und sah sie über die Gläser einer Halbmond Brille an. Die Finger von Carly umschlossen meine Hand noch fester, wodurch ich vermutete das sie sauer wurde. „Das andere hätte ihn wahrscheinlich umgebracht. Er verträgt kein Penicillin.“ Wann hatte ich ihr gesagt, dass ich kein Penicillin vertrug? Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich niemals im Leben gewusst hätte, auf was sie allergisch war. Vielleicht weil sie es nie erwähnt hatte, aber ich war mir sicher, dass ich es auch nie sagte. Der Tierarzt schürzte die Lippen und wandte sich einer Tasche zu, die neben ihm stand. Carly blickte mich an und musterte mein Gesicht, dass kurz besorgt dem Doc folgte. Sie streifte über meine Stirn. Als ich ihr den Blick zuwandte, merkte ich das sie noch immer eine Schlinge trug. Wie sie wohl mit einer Hand an die Medizin kam? „Ruh dich aus“, flüsterte sie mir zu und berührte mit ihren sanften Lippen ganz kurz meine. Ein Lebenshauch der mein Herz kurz schneller schlagen ließ. „Du auch…“, antwortete ich und musterte ihren Verband. „Mir geht es gut“, entgegnete sie. Bei ihr gewann ein Sprichwort „hart wie Stein“ neue Bedeutung. Denn würde man es auf sie anwenden, würde man mehr sagen: „hart wie das härteste Metall der Galaxie“.
Ich wollte etwas sagen, spürte aber das der Tierarzt meinen anderen Arm berührte. Mein Kopf wandte sich dem Arzt zu, der eine Spritze hob und kurz bewirkte das ich fast in Panik ausbrach. Was fuchtelte er mit diesem Teil so rum? „Warten Sie“, murmelte ich und versuchte mich leicht zurück zu ziehen. Natürlich scheiterte es. Carly drückte ihre Hand auf meine Schulter und hielt mich somit fest. „Toller Mann“, flüsterte sie mit Anflug von Zynismus. Ich hasste Spritzen – nein mehr noch.
Der Tierarzt ging nicht weitere darauf ein. Vielleicht weil er mich gerade wie ein Tier sah – ein Schwein das seine alltägliche Impfung bekam damit man es in zwei Wochen schlachten konnte. „Es wird ihnen davon besser gehen“, sagte er nur und spürte wie ich meinen Körper anspannte. Seufzend legte Carly ihre Hand auf meine Wangen, beugte sich über mich und drückte mir ein Kuss auf. Sie war wirklich gemein. Denn in dem Augenblick wo meine Aufmerksamkeit auf ihr hing, spürte ich ein Schmerz im Arm. Flüssigkeit die in meine Venen gedrückt wurde und sich in meiner Blutbahn verteilte. Kurz zuckte ich etwas, war aber vom Kuss vollkommen gefangen. Als sie ihn löste, sahen ihre Augen liebevoll in meine. „Erwarte nicht, dass ich das jetzt jedes Mal mache“, säuerte sie.
Ich wollte etwas erwidern, aber das Mittel machte müde. Leise murmelte ich irgendetwas zu, was selbst ich nicht mal ansatzweise checkte. Dann endlich kam der Schlaf nachdem mein Körper sich sehnte.


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Beitrag  Gast Mo 27 Feb - 7:15

Ich saß in dem staubigen, alten Lagerhaus und beobachtete die anderen anwesenden. Das Gelände war soweit ich es mitbekommen hatte nicht offiziell unseres. Wir waren einfach nur hier her geflüchtet, weil es keinen besseren Ort mehr gab. Mein Blick blieb für einen Moment auf den rostigen Stahlträgern hängen. Kein guter Ort für Kinder.
In den letzten Tagen hatte sich mein Gesundheitszustand verbessert. Die Wunde verheilte gut und ich kam schnell zu Kräften. Natürlich konnte ich noch keine akrobatischen Meisterleistungen vollbringen. Trotzdem fühlte ich mich schon wieder fähig Allianzer zu töten.
Hinter mich krabbelte ein kleiner Körper und wenig später legten sich kleine Hände an meinen Rücken. „Daaaaddy! Ich will reiten“, kicherte mein kleiner Sohn und zog sich mühelos an mir hoch. Es war erstaunlich wie gut er das inzwischen konnte.
Ein breites Grinsen trat auf mein Gesicht, während ich ihn sanft auf meine Schultern setzte. „Wohin soll der Flug denn gehen?“, fragte ich, erhob mich von meinen Platz und blickte durch die Halle. Es gab hier nichts woran er sich den Kopf stoßen konnte.
„Nach Hause.“ Seine Hände krallten sich leicht in meine Haarsträhnen und ich blieb einen Augenblick wie steinern auf der Stelle stehen. Wusste Scout überhaupt wo sein Zuhause war? In den sechs Jahren hatten sie nie eins gehabt. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ein Zeichen dafür, dass ich langsam selbst mich nach einem zu Hause sehnte. Es war eine Tonnenlast auf meinen Schultern die mich jedes Mal von neuen drohte runter zu ziehen. „Ja, nach Hause“, hörte ich mich selbst murmeln und starrte weiterhin den Boden an. Scout strampelte inzwischen etwas ungeduldig mit den Fußen und gab mir die Sporen. Trotzdem sah ich einfach den Boden an und schloss die Augen um mich für meinen Sohn zu fassen. Wie würde das hier alles weitergehen? Die zwei hätten schon längst in eine Schule gemusst. Auch wenn wir inzwischen versuchten Kim als Lehrer abzustellen (das kann er erstaunlich gut).
„Daaaaadddy“, meckerte Scout und gab mir einen leichten Tritt gegen das Kinn, wahrscheinlich unbeabsichtigt. Ich hoffte es zumindest. Gedanklich überlegte ich ob es eine gute erzieherische Maßnahme wäre wenn ich jetzt zurück treten würde, damit er merkte wie weh das tat. In meinen Kopf schob sich jedoch die Stimme von Carly. Unterstehe dich unseren Sohn zu treten, sagte sie böse. Ich räusperte mich reumütig und sah mich um ob ich gerade sehr auffällig wirkte.
Meine Hände griffen an die Füße meines Jungens damit ich ihn gut halten konnte. Dann drehten wir eine Runde im Lager. Für einen Moment war die Luft von Kinderlachen erfüllt. Es war das einzige was die Menschen hier glücklich machte. Auch Skye nahm ich noch einmal auf die Schultern, ehe ich sie beide auf eine Kiste absetzte und mich neben sie fallen ließ. Ich war leicht aus der Puste, trotzdem lächelte ich etwas. „Nochmal!“, sagte Scout und griff dabei nach meiner Hand.
„Nein, nein. Dad muss sich ausruhen.“ Liebevoll beugte ich mich zu meinen Kindern, küsste ihre Stirn und setzte sie dann neben die Kiste ab, auf der ich saß. Mein Blick ging dabei langsam durch die Halle auf der Suche nach Carly. Ich hatte nur mitbekommen, dass sie sich irgendwo ein paar Stunden ausruhen wollte. Um die Kids nicht zu verlieren, klemmte ich sie mir beide unter die Schulter und trug sie zu Kim rüber. Er saß wie immer auf seinem Stuhl – leicht verloren. Sein Blick war noch immer beleidigt von den letzten Tagen. So was hielt bei ihm wirklich lange an. „Pass kurz auf die zwei auf… du kannst ihn ja etwas über Quantenphysik erzählen.“ Kim setzte dazu an zu widersprechen, aber ich ging einfach weiter. Dann folgte schon seine wirre Erklärung.
Nach ein paar Schritten entdeckte ich den Körper von Carly auf einer Liege. Ich kannte ihn inzwischen – vielleicht sogar in und auswendig. Sie lag etwas zusammengerollt auf der Seite und hatte eine Decke dicht um ihre Schultern gewickelt. Ob sie schlief konnte ich aber nicht erkennen.
Da sie mit den Rücken im Raum lag, ließ ich mich neben der Liege fallen und lehnte meinen Rücken zurück. Ich wollte sie nicht wecken, aber trotzdem in ihrer Nähe sein.
„Scout“, ertönte keine zwei Sekunden später ihre leise murmelnde Stimme, fast schon grummelnd. Dann streiften ihre Finger in meinen Nacken und griffen zupfend an meinen Kragen. „Was machst du unten?“, murmelte sie noch arg benommen vom Schlaf. Ich drehte meinen Kopf ihr entgegen und bemerkte, dass sie mich über die Schulter hinweg ansah. Ohne zu antworten, starrte ich sie an. Carly runzelte die Stirn und stieß mir mit dem Zeigefinger direkt zwischen meine Augen an die Stirn. „Du spinnst“, murmelte sie und lächelte liebevoll. Es war ihre Art zu sagen, dass sie mich liebte. Zumindest glaubte ich das oftmals. Ich lächelte zurück und als sie leicht Platz machte, wusste ich das ich mich dazu legen sollte.
Die Liege war eigentlich nicht für zwei Mann ausgelegt, aber irgendwie schaffte ich es mich neben sie zu quetschen. Meine Arme schlangen sich um ihren Körper und drückten sie behutsam an mich. Zuerst sprachen wir kein Wort. Ein Vorteil wenn zwei Menschen es hassten zu reden. Meine Hände verschwanden unter der Decke, schoben sich unter ihr Shirt und legten sich sanft auf ihren Bauch. Irgendwie hatte ich mir immer vorgestellt das wir mehr als zwei Kinder haben würden. Aber nicht hier. Nicht jetzt. Ob ich jemals meine Kinder großwerden sah? Meine Gedanken schwirrten vor Fragen. Sonst hatte ich nie Angst vor der Zukunft, aber jetzt wurde es immer deutlicher.
Sanft schoben sich die Hände von Carly auf meine und umschlossen sie fest. „Ich will auch auf deinen Schultern nach Hause fliegen“, flüsterte sie leise und rieb ihre Fingerspitzen zwischen meine Fingerknöchel. Etwas Trostloses klang in ihrer Stimme, so dass ich einen Moment wieder schwieg. Eigentlich war ich kein wirklich guter Mensch im Trösten. „Ich werde dich auf meinen Schultern nach Hause bringen. Uns alle“, murmelte ich. Ein altes Versprechen was ich ihr irgendwann mal gegeben hatte. Ich versuchte es nicht zu vergessen, aber innerlich tat ich es schon längst.
„Das hast du vor sechs Jahren schon einmal gesagt“, hauchte sie und verschlang ihre Finger mit meinen nun. „Ja, ich bin wahrscheinlich ein ganz mieser Lügner.“ Es war die Wahrheit. Denn wir alle wussten, dass wir hier nicht wirklich leicht weg kommen würden. Vielleicht sogar niemals. „Wir müssen hier weg“, hauchte Carly und drückte sich fester in meine Arme. Diesmal klang ihre Stimme anders. War es Angst die mit schwang? Furcht vor der Zukunft. Ich küsste ihren Nacken und sog den Duft ihrer Haare ein. „Ich weiß… ich weiß“, murmelte ich. Eine einzelne Träne schob sich über meine Wange, die ich so rasch weg blinzelte, dass sie nur ich mitbekommen würde. Im Angesicht meiner Schwäche drückte ich Carly noch fester an mich und schwieg. Vielleicht war sie auch eingeschlafen, das konnte ich nicht sagen.


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